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Freitagspredigt vom 10.04.09: Zwangsheirat ist mit dem Islam nicht vereinbar 

Alles Lob gebührt Allah, wir loben Ihn, rufen ihn um Hilfe, bitten ihn um Vergebung, und nehmen unsere Zuflucht bei ihm vor unserem eigenen Übel und vor unseren schlechten Taten.


Liebe Geschwister, 
 

Bevor wir in das Thema einsteigen, möchte ich den Begriff: „Wali“ bzw. „Wilaya“ im Islam und zwar im Kontext der Ehe kurz erläutern.
 

„Im Islam und Bereich Ehe ist ein Wali der Sachverwalter bzw. der Vormund.

Die „Wilaya“ ist also eine Schutz- und Versorger-Rolle.  Der Wali (der eben jene Wilaya innehat) übernimmt den aktiven Part für die Frau während des islamischen Ehevertrages; den anderen übernimmt der künftige Ehemann. Dennoch kann und darf der Wali nur mit Zustimmung der Frau handeln; darum wird im klassischen Fiqh festgelegt, dass die Frau beim Eheschluss anwesend sein müsse, um gegebenenfalls noch im letzten Moment vor gültig werden der Ehe ihr Einverständnis zurücknehmen zu können.“

Wenn also eine muslimische Frau heiratet, dann übernimmt ihr Vater z.B. diese Wali Rolle.

 

Da es keine passende Übersetzung des Begriffs Wali im Deutschen gibt werde ich ab jetzt nur noch diesen arabischen Begriff verwenden. 

Der wichtigste Punkt:

 

Besseres Verständnis bzw. die bessere Praxis des Begriffs Wilaya vor der Ehe.

 

Wenn wir einen besseren Schutz für muslimische Familien anstreben und wenn wir uns so gut es geht bemühen, damit diese Bindungen auch dauerhaft bestehen, so dass die Fortdauer der Ehe die Regel und die Scheidung der Ausnahmefall ist, dann müssen wir  Schutzmaßnahmen ergreifen, damit es gar nicht zur Scheidung kommt.

 

Der islamische Ansatz basiert nicht nur auf Lösungsvorschläge nachdem das Problem aufgetreten ist, sondern stellt Schutzmechanismen zur Verfügung, bevor es zum Problem kommt. Ich werde mich bei diesem Vortrag darauf konzentrieren einer dieser Schutzmechanismen darzustellen, die die Familie vor Scheidung schützen soll, nämlich der richtige Einsatz der Wilaya.

 

Viele muslimische Väter haben leider diese Rolle falsch verstanden und in vielen Fällen missbraucht.

 

Der Islam sieht vor, dass der Vater seine Tochter bei der Heirat berät und sie vor Ehebetrug schützt.

 

Anstatt diese Wilaya Rolle als Schutzmaßnahme zu verstehen wird sie zum Teil als Machtspiel benutzt, sodass viele Väter ihre Tochter einem Mann verheiraten, den sie gar nicht liebt oder umgekehrt ihr verbieten, einen Mann zu heiraten, den sie liebt.

 

Und man liest in der Presse den Begriff der Zwangsheirat, meist kombiniert mit haarsträubenden Begebenheiten, in denen junge muslimische Frauen zwangsweise in das Heimatland verheiratet werden.

Dieser Missbrauch der Wilaya Rolle hat dazu geführt, dass viele Ehen anschließend auseinandergehen und die familiären Bindungen zu den Eltern zerrissen werden. Das schlimme dabei ist, dass diese fatalen Traditionen dem Islam zugerechnet werden.

 

Viele nichtmuslimische Frauen denken, dass wenn sie zum Islam übertreten ihre Freiheiten als Frau aufgeben und sich blind ihrem Wali unterordnen müssen.

 

Es ist also ein Widerspruch zum Islam, der das freie Denken und die Freiheit fördert.

 Und so leben viele Muslime ihre alten Traditionen aus anstatt gute muslimische Vorbilder für ihre Familien zu sein. Das tragische bei dem Ganzen ist, dass viele Väter solche Handlungen als „Liebe zu ihren Töchtern oder sich Sorgen machen um die Zukunft des Mädchens“ rechtfertigen.

 

An der Stelle sei zu erwähnen, dass ein Gefährte des Propheten seine Schwester verboten hat, einen Mann zu heiraten von dem sie sich hat scheiden lassen. Bei diesem Vorfall wurde dieser Koranvers herab gesandt:

 

[2:232] Und wenn ihr die Frauen entlasst und sie ihren Termin erreichen, dann haltet sie nicht davon ab, ihre Gatten zu heiraten, wenn sie sich in gütiger Weise einigen. Dies ist eine Ermahnung für denjenigen unter euch, der an Allah und an den Jüngsten Tag glaubt.

 

Fatale Traditionen, die mit der islamischen Lehre nicht vereinbar sind :

 

1. Heiratskandidaten werden gemäß den Wünschen der Eltern ausgewählt. Dabei werden die Gefühle der Tochter ignoriert

Manche Muslime verstehen die Wilaya als eine Art Macht, die dem Vater dazu befähigt über seine Tochter zu entscheiden und sie gegen ihren Willen zu verheiraten. Es ist sogar unerwünscht, wenn das Mädchen ihre Meinung offen äußert oder gar diesen Mann ablehnt, den der Vater ihr aufdrängen möchte. Manchmal streiten sogar der Vater und die Mutter, weil jeder einen Ehekandidat für das Mädchen hat, den er oder sie als geeigneten Ehemann für ihre Tochter sehen. 
 

2. Verzögern der Ehe aus Habgier

 

Wenn das Mädchen berufstätig ist und sie Geld zum Eltern-Haushalt beisteuert.

Ein geldgieriger Vater könnte deshalb die Ehe seiner Tochter bewusst verzögern, damit ihm diese finanzielle Quelle erhalten bleibt.

Die Gelehrten haben in diesem Fall eine Fatwa (Rechtsgutachten) herausgegeben, dass so ein Vater gar kein Wali sein darf.

 

3. Wunsch des Walis, dass das Mädchen einen Verwandten heiratet ohne ihre Gefühle zu berücksichtigen

 

Manchmal wird der Mann, der um die Hand der Tochter bittet abgelehnt, weil er kein Landsmann ist oder weil er nicht aus derselben Region wie die Familie des Mädchens kommt, egal wie anständig und religiös dieser Mann ist. Sowas ist im Islam total verboten, gemäß den Hadith:

Der Prophet (s) sagte: „Wenn euch ein Mann um die Hand einer Frau bittet und ihr seht an ihm seine Religiosität und guten Charaktereigenschaften, so sollt ihr ihm verheiraten- und wenn ihr dies nicht tut, so wird es auf Erden ein Verderben geben.“ 

 

4. Schlechter Ruf und grobes Benehmen des Walis

 

Oft ist der Wali bzw. der Vater ein Hindernis für das Mädchen, warum sie nicht heiratet  aufgrund seines schlechten Rufs.

 

5. Wunsch des Walis, dass das Mädchen ihr Studium vor der Ehe abschließt

 

In unseren Heimatländern herrscht die Philosophie, dass das Mädchen erst heiraten soll, wenn sie ihre Ausbildung oder ihr Studium abgeschlossen hat.

Hier im Westen ist die Vereinbarkeit von Ehe und Studium jedoch einfacher möglich.

 

Was sind nun die Konsequenzen des Missbrauchs der Wilaya Rolle?

 

1.   Viele Mädchen verlassen die Familie und wenden sich an das Jugendamt o.ä.

2.   Mädchen heiraten letztendlich die Person, die sie heiraten möchten gegen den Willen der Eltern, was das Verhältnis zwischen den Eltern und dem Mädchen zerstört.

3.   Unglückliche Ehen werden geschieden und die Frauen landen z.T. in den Frauenhäusern

4.   Einige Mädchen heiraten aus Trotz nicht mehr.

 

Was sind nun die Lösungsansätze?

 

1.   Wir müssen zwischen den islamischen Regeln und unseren alten Traditionen unterscheiden

2.   Wir müssen uns loyal zu den deutschen Gesetzen verhalten, ansonsten müssen wir die Konsequenzen tragen.

3.   Die Ehe für Heiratswillige erleichtern.

Dies war ein kurzer Blick auf ein sehr wichtiges Thema, wegen dessen der Islam und die Muslime einen schlechten Ruf hier in Europa haben. Denn man ist erstaunt über diese Zwangshandlungen, die gegen die westlichen Werte der Freiheit sind. In der Tat sind sie in erster Linie gegen die islamische Lebensweise.

 

Möge Allah die Väter rechtleiten, dass sie den richtigen Weg folgen und gerecht zu ihren Töchtern sind und möge Allah unsere Mädchen schützen. Amin!
 

 

 

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