„Keine Angst vor dem Islam!“
Von Mikail Troppenz: Pressesprecher des Koordinationsrates der Muslime in Mecklenburg-Vorpommern
In meiner Freizeit beschäftige ich mich gerne mit der Paläontologie,
also mit versteinerten Lebewesen der Vorzeit.
Im Koran steht, dass wir mit wachem Verstand durch die Welt gehen und Wissen sammeln sollen. Warum?
Um Gottes wundervolle Schöpfung zu erkennen, zu erhalten und tiefe Bewunderung dafür zu entwickeln.
Ich streife also nicht nur durch die gegenwärtig existierende Welt,
sondern auch durch alle vergangenen Welten.
Und meine Bewunderung wird immer größer.
Auf der Website eines befreundeten amerikanischen Paläontologen
fand ich kürzlich folgenden weisen Spruch:
„You can chase a butterfly
all over the field and never catch it.
But if you sit quietly in the grass
it will come and sit on your shoulder.”
Auf Deutsch:
„Du kannst einen Schmetterling
über das ganze Feld jagen und fängst ihn niemals.
Aber wenn du still im Gras sitzt,
wird er kommen und sich auf deine Schulter setzen.“
Ist es nicht so, dass wir ständig allem und jedem nachjagen,
ohne einmal innezuhalten und auf den Schmetterling zu warten,
der sich auf unsere Schulter setzt?
So ging es mir mit meiner Glaubensüberzeugung.
Jahrelang war ich auf der intensiven Suche nach Gott,
habe Bücher gewälzt und Veranstaltungen besucht.
Aber als ich vor fast genau 10 Jahren bei einem Tunesien-Urlaub
ganz still dasaß und in den Sonnenuntergang schaute,
berührte etwas meine Schulter und zeigte mir den Weg.
Darum gibt es im Islam auch keine Missionierung.
Denn es ist Allah/Gott selbst, der entscheidet,
wem er den rechten Weg zeigt und wem nicht.
Man muss nur bereit sein dazu.
*Und dann ist Er uns näher als unsere Halsschlagader. * (Sure 50:16)
Das habe ich seither immer wieder auch so empfunden.
Deshalb bin ich Muslim. Einer der Gottergebenen.
Das Grundübel unserer Zeit ist die Gottlosigkeit.
„Man lebt nur einmal, das Leben ist kurz, also muss ich jeden Tag möglichst viel Spaß haben, muss ich jetzt möglichst schnell möglichst viel zusammenraffen, ggf. auch auf Kosten meiner Mitmenschen.“
Die leider um sich greifende
· Verantwortungslosigkeit
· und Sinnlosigkeit,
· Brutalkapitalismus,
· Umweltzerstörung,
· Demoralisierung,
· Vereinzelung
· und Gewalt in unserer Gesellschaft
haben mit diesem Phänomen der Gottferne entscheidend zu tun.
Spaß haben heißt die Devise.
- Da beginnt die Jagd, da beginnt der Krieg – weil ja alle dasselbe wollen,
- da beginnt die Ellenbogengesellschaft,
- und da beginnt der Sittenverfall,
- die Sucht
- und die Entsolidarisierung mit den bekannten asozialen Folgen.
Es kann ja gar nicht anders sein, wenn man nicht davon ausgeht,
dass es ein Jüngstes Gericht geben wird und ein erheblich längeres, ewiges Leben nach dem Tod.
Wir haben in Wirklichkeit viel Zeit, um uns vernünftig zu verhalten,
solidarisch, moralisch – wir haben genug Zeit,
um auf den Schmetterling zu warten, der sich auf unsere Schulter setzt.
Wenn wir das tun, werden wir alles Glück schon hier und erst recht im Jenseits bekommen.
InschAllah – so Gott will.
Wenn ein 76jähriger Mann wie Larry Silverstein in den USA
von der Versicherung 4 Milliarden Dollar bekommen soll
für das zerstörte World-Trade-Center und dann noch dagegen klagt,
um schließlich 8 Milliarden zu erhalten –dann ist das jedenfalls angesichts seines Alters
der Höhepunkt des Wahnsinns beim Tanz ums Goldene Kalb,
der zynischen Raffsucht und der absoluten Sinnlosigkeit
der materialistischen Lebensauffassung.
Und gleichzeitig verspielt er sein ganzes Kapital bei Allah.
Er hat am Jüngsten Tag absolut nichts in seinen Händen,
das von Gewicht ist. Fast tut er mir leid…
Die Religiosität ist verloren gegangen und mit ihr das Verantwortungsbewusstsein
für den Nächsten und für sich selbst.
Verloren gegangen ist die Bereitschaft, den Sinn des Lebens anzunehmen,
der darin liegt, sich in dieser ersten Existenz vor Allah zu bewähren.
M e h r G o t t n ä h e w ü r d e u n s e r e r G e s e l l s c h a f t g u t t u n.
Da wollen wir gern helfen.
Denn wir Muslime stehen nicht am Rande der Gesellschaft,
sondern mittendrin!
Genau da ist unser Platz!
Aber wie sieht uns diese Gesellschaft angesichts der häufigen Fehlinformationen
durch Politik und Medien?
Vor einiger Zeit lief im Fernsehen in der Reihe „Hart aber fair“ (WDR)
eine Diskussion über den Islam.
Auf der dazu gehörigen Website gab es eine Abstimmung:
„Haben Sie Angst vor dem Islam?“
Das Ergebnis: 84,4% ja, 15,6% nein.
Nach der Festnahme mutmaßlicher Terroristen ergab eine Forsa-Umfrage,
dass drei Viertel der Deutschen Angst vor terroristischen Anschlägen haben.
Ich bin Deutscher, 60 Jahre alt, Ehemann, Vater und Großvater,
beruflich habe ich als Redakteur bei Tageszeitungen,
als Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Politik des CDU-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern und als Pressereferent im Bundestag gearbeitet,
bin aber bis zur Rente wohl noch arbeitslos, meine Hobbys sind Erdgeschichte
und Menschheitsgeschichte.
Das scheint nichts Bedrohliches zu sein.
Aber meine Religion ist der Islam. Ich bin Konvertit!
Originalzitat von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble:
Bei den Religionswechslern zum Islam handelt es sich mitunter
um „gefährliche fanatische Leute mit hoher krimineller Energie“.
Die islamophobische Hetzjagd hat uns deutschstämmige Muslime erreicht.
Innenminister Schäuble hatte ja schon den Startschuss gegeben, als er (Frühjahr 2007)
in der Tageszeitung „Die Welt“ vor einer angeblichen „gefährlichen Neigung zum radikalen Islamismus“ bei Türkischstämmigen und vor Anschlägen gewarnt hat und hinzufügte:
„Auch hat die wachsende Zahl von Menschen, die bei uns zum Islam konvertieren,
durchaus etwas Bedrohliches.“
In Deutschland, so Schäuble, wachse die Gefahr eines „home-grown terrorism,
des Terrorismus, der gewissermaßen auf unserem eigenen Mist gewachsen ist“.
Das ist genau das Muster, wie der Islam zum Popanz aufgebaut wird,
um die eigene politische Unfähigkeit und die Abhängigkeit von fremden geopolitischen Zielen zu verschleiern.
Man wirft die Begriffe
- „Terrorismus“,
- „Anschläge“,
- „Islamismus“
- und „Islam“
- inklusive „Mist“
in einen Topf, rührt kräftig um und fertig ist die „Angst vor dem Islam“...
Das kann man nur geistige Brandstiftung nennen.
Doch scheinbar sind Schäubles Warnungen berechtigt.
Ab und zu werden Terrorverdächtige festgenommen, worüber in der Öffentlichkeit breit berichtet wird.
Vor einiger Zeit wurden zum Beispiel zwei deutsche Konvertiten
wegen Anschlagsvorbereitungen dingfest gemacht.
Sie sollen aus der Kaderschmiededer islamistischen Szene in Neu-Ulm
hervorgegangen sein.
Schmiedemeister ist Dr. Yehia Yousif, den das Magazin „Focus“ noch Monate später
(September 2007) als „radikalen Vordenker“ bezeichnet.
Wegen seiner Auftritte wurde eine Moschee geschlossen und ein Verein verboten.
Allerdings kam längst heraus, dass derselbe Yehia Yousif
als Spitzel des Verfassungsschutzes gearbeitet hat…(„Stuttgarter Zeitung“, 23.1.2007)
Auch der deutsche Konvertit und Anschlagsplaner Daniel S.
hatte Kontakt zum Verfassungsschutz. (Februar 2007)
Der Geheimdienst hat ihn sicherlich nicht aus den Augen gelassen. („Focus“, 24.9.2007)
Eine „Islamistische Dschihad-Union“ aus Usbekistan sollte der Drahtzieher sein.
Das Bundes-Innenministerium hält daran fest.
Benno Köpfer, Leiter der Forschungsgruppe für islamistischen Terrorismus
beim Stuttgarter Verfassungsschutz meinte jedoch öffentlich,
dass das Unsinn ist und es gar keine solche Dschihad-Union gibt.
Er verwies darauf, dass der Hinweis auf die Urheberschaft
dieser mysteriösen Gruppe von US-Geheimdiensten gekommen sei. (SVZ 6./7.10.07)
Das nur als eines der vielen merkwürdigen Beispiele.
Jeder mache sich einen Reim darauf…
Jetzt geht es um die Konsequenzen.
Schäuble und sein Kollege Beckstein aus Bayern –Friede seiner politischen Asche! -
gehen viel weiter.
Sie wollen Islam-Übertritte überwachen lassen, weil ja Konvertiten wohlüberlegt Muslime werden
und deshalb zu besonderer Gläubigkeit neigen.
Das ist natürlich gefährlich.
Der Wahnsinn zieht Kreise:
- Online-Untersuchungen müssen her,
- Gesinnungsprüfungen beim Glaubenswechsel,
- Handy- und Internetverbot für Verdächtige.
Verteidigungsminister Jung tritt hinzu:
- Passagierflugzeuge müssen abgeschossen werden, wenn sie „eine gemeine Gefahr“ sind
oder die „freiheitlich-demokratische Grundordnung“ bedroht ist.
Sterben für die Grundordnung ist angesagt.
Die „Schweriner Volkszeitung“ (17.9.2007) nennt das allerdings „Anordnung eines Verbrechens“.
Und dann warnt schließlich Minister Schäuble vor einem atomaren Terroranschlag!
Es sei nicht die Frage, ob er kommt, sondern wann er kommt.
Da platzt sogar dem Koalitionspartner der Kragen.
SPD-Vorsitzender Müntefering sagte in den ZDF-Nachrichten:
„Die rote Linie ist überschritten. Man darf den Menschen keine Angst machen!“
Dagegen lagern auf einem Bundeswehrfliegerhorst in der Eifel noch immer 20 amerikanische Atombomben, und noch immer werden deutsche Piloten dazu ausgebildet,
sie gegebenenfalls abzuwerfen!
Wovor müssen wir also Angst haben?
Vor den Regierenden oder vor dem Islam?
Wieso sollte man denn überhaupt Angst haben vor einer Weltreligion?
- Gibt es eine Angst vor dem Christentum? Ganz so harmlos war es tausend Jahre lang nicht... - Auch heute, so die thüringische Pfarrerin Mechthild Werner auf einem Evangelischen Kirchentag, ich zitiere, „geht gerade von christlich geprägten Ländern die globale Zerstörung aus“, Zitat Ende - und zwar militärisch, ökologisch, moralisch, sozial.
- Angst vor dem Judentum wurde schon einmal geschürt – mit den bekannten, grausamen Folgen. Auch in diesem Fall wurden politische Interessen, weltanschaulicher Fundamentalismus, Rassismus und Religion böswillig vermengt. Leider geht heute auch von Juden in Gestalt des Staates Israel Unrecht aus.
- In Bezug auf den Islam ist es heute ähnlich wie früher beim Judentum: Die grassierende Islamophobie gleicht fast schon dem Antisemitismus. Die machtpolitischen und wirtschaftlichen Interessen der USA und ihrer Verbündeten kommen zusammen mit Kreuzzugsideen und hierzulande manchmal mit einer dumpfen Angst vor allem Fremden, das in den Medien gern mit dem islamischen Kopftuch symbolisiert wird.
Jean Baudrillard, französischer Soziologe, sagte: (Frankfurter Rundschau, 2.3.02)
„Weil er heutzutage die vehementeste Infragestellung der westlichen Globalisierung bietet,
stellt der Islam den Feind Nr. 1 dar.“
Unmittelbare Ursache der Unsicherheit, mit der die Bevölkerung heute dem Islam begegnet,
und der kriegerischen Handlungen in der Welt ist das Verbrechen des 11. September 2001 –
Stichwort Twin-Towers.
Sie hat dazu geführt, dass George Bush den 3. Weltkrieg
als „Krieg gegen den Terror“ ausrief gegen eine Weltverschwörung von „Schläfern“,
die von einem bärtigen Mann in irgendeiner Höhle dirigiert werden.
So konnte Bush seinen eigenen Terror über die Welt verbreiten.
Wir hören Schlimmes von
- Krieg,
- Massenmord,
- Folter,
- unmenschlichen Lagern wie Abu Ghraib und Guantanamo,
- CIA-Geheimgefängnissen in Europa und Nordafrika,
- Rechtlosigkeit.
Deutschland ist für solche Aktivitäten das Durchgangsland mit geheimdienstlicher Zuarbeit,
Stützpunkten und Überflugsrechten.
Dazu kommt aktive Unterstützung völkerrechtswidriger Angriffskriege und Besetzungen,
was auch Verfassungsbruch bedeutet.
Laut Grundgesetz ist das unter Strafe gestellt.
Auch der Einsatz der Bundeswehr im Innern gegen politische Gegner
wie beim letzten G8-Gipfel in Mecklenburg mit Flugzeugen und Spähpanzern
ist verfassungswidrig.
Wer von Muslimen zu Recht verlangt, das deutsche Grundgesetz zu akzeptieren
und sich danach zu verhalten, der sollte sich erstmal an die eigene Nase fassen!
Deutschland unterstützt mit Soldaten und Flugzeugen zum Beispiel eine Besatzung in Afghanistan, wo vor einiger Zeit eine Koranschule angegriffen wurde.
Dabei starben 7 muslimische Kinder.
Jüngst wurde eine Hochzeitgesellschaft bombardiert, dabei starben viele Frauen und Kinder.
Nach der Besatzung Afghanistans wurde die Rauschgiftproduktion dort
in großem Stil wieder aufgenommen:
8 200 t Opium pro Jahr, das ist fast die gesamte Weltproduktion.
Und die Produktion verdoppelt sich laut Peter Scholl-Latour, jedes Jahr…
Allein in Afghanistan gibt es jetzt rund 1 Million Süchtige, darunter viele Kinder.
Ganz zu schweigen von dem Unheil, das dieses Rauschgift in der ganzen Welt anrichtet.
Deutschland ist mit Soldaten vor Ort und hat infolge dessen Mitschuld an diesem
Menschheitsverbrechen. (Vox-Nachrichten 3.9.2007)
Was hat der so genannte „Westen“ den Afghanen gebracht?
Was bringt er uns?
Kürzlich wurde beschlossen, den Einsatz von 3.500 deutschen Soldaten dort
nicht nur zu verlängern, sondern die Zahl der Soldaten auf 4.500 aufzustocken.
Verteidigungsminister Jung wertete den Bundestagsbeschluss als ein „Signal an die Bevölkerung“ Afghanistans.
Das militärische „Signal“ kostet den deutschen Steuerzahler rund 500 Millionen Euro,
während die Zivilhilfe für die Menschen in Afghanistan gerade mal auf 125 Millionen Euro aufgestockt wurde.
Was für eine Scheinheiligkeit, von einem „Signal an die Bevölkerung“ zu sprechen!
Andere nutzen den „Krieg gegen den Terror“ für die Unterdrückung
und Eliminierung eigener widerspenstiger Völkerschaften
oder Oppositionsbewegungen aus –
- Russland gegen die muslimischen Tschetschenen,
- China gegen die muslimischen Uiguren,
- nordafrikanische und mittelasiatische Diktaturen
gegen den islamisch motivierten Widerstand.
Wer half den Russen bei der Zerstörung Tschetscheniens?
Kein geringerer als der ehemalige Präsident des Bundesnachrichtendienstes, August Hanning.
Sein BND lieferte Russland wichtige Informationen über die Struktur des tschetschenischen Widerstandes.
Heute ist Hanning bezeichnender Weise Staatssekretär bei Innenminister Wolfgang Schäuble…
Vor wem muss man Angst haben?
Vor dem Islam?
Der Koran verpflichtet uns Muslime, Unrecht und Unterdrückung nicht hinzunehmen:
„Wer sich gegen erlittenes Unrecht zur Wehr setzt, den trifft kein Vorwurf.
Vorwurf trifft nur die, welche die Menschen unterdrücken Und auf Erden ohne jede Rechtfertigung Gewalttaten verüben. Ihnen steht schmerzliche Strafe bevor.“ (Sure 42:41-42)
Aber gegen die imperialen Mächte haben die Bedrängten und Geschundenen
kaum eine Chance.
D a s muss uns Angst machen.
Dazu gehört natürlich eine entsprechende Propaganda, wie immer im Krieg.
Da der Islam als festgefügte Religion machtpolitisch und gesellschaftspolitisch
ein Dorn im Auge ist und ein Störenfried der gewünschten Weltdominanz,
wird er weltweit geächtet.
Unsere deutschen Politiker machen da fast ausnahmslos mit,
allen voran natürlich die CDU mit Frau Schavan, die für Kopftuchverbote zuständig ist
oder mit dem schon erwähnten Herrn Schäuble.
Man liest und hört:
„Schäuble will erzwungene Geständnisse nutzen“
„Keine Unschuldsvermutung: Schäuble stellt Grundprinzip in Frage“
„Schäuble droht mit Vorbeugehaft“
„Schäuble plant zentrales Fingerabdruckregister für Ausländer“
„Schäuble will Gesetzesgrundlage für Online-Durchsuchungen“
„Datenschützer warnen vor gläsernem Bürger“
Das sind nur Schlagzeilen, hinter denen aber die bedrückenden Absichten
unseres Innenministers stehen.
Läuft da jemand Amok?
Soll man da nicht Angst bekommen?
Um unsere Rechtsordnung und um uns selbst?
Um mich vielleicht auch, hier, als Referenten zu einem heiklen Thema?
Bin ich anti-amerikanisch eingestellt?
Obwohl Millionen Amerikaner Muslime sind?
Meine Brüder und Schwestern…
Der US-Schauspieler Robert Redford hat hier in Deutschland einen Film vorgestellt,
der sich gegen die Kriegs-Politik der Bush-Administration wendet.
Robert Redford sagte: „Ich bin nicht anti-amerikanisch –
im Gegenteil: Ich nehme die ur-amerikanische Freiheit in Anspruch,
eine eigene Meinung zu haben und zu sagen.“ (TV-Nachrichten RTL2, 25.10.07)
Diese Freiheit nehmen auch wir Muslime hier in Deutschland in Anspruch!
Doch es werden ständig Razzien in Moscheen durchgeführt, die meist gar nichts bringen, aber den Ruf der islamischen Gotteshäuser und der darin betenden gläubigen Menschen bundesweit ruinieren.
Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung in Schwerin:
Der „Spiegel“ hat einmal (2006) über angebliche „Islamisten-Nester“ in Deutschland berichtet
und sich dabei auf – sogar zugegeben unsichere – Berichte von anonymen Verfassungsschützern bezogen.
Darunter auch unsere kleine nette Gemeinschaft in der mecklenburgischen Landeshauptstadt,
der Islamische Bund in Schwerin, wo angeblich freitags arabischsprachige Hass-Predigten stattfänden, die in deutscher Simultanübersetzung dann abgeschwächt würden.
Wie dumm, dass es weder Hass-Predigten gegeben hat noch irgendwelche Simultanübersetzungen.
Völliger Unsinn.
Bei einem Briefwechsel mit der Redaktion wurde zugegeben, dass es sich „um eine Verwechslung“ handeln könne.
Aber öffentlich zurückgenommen wurde nichts!
Das hat Methode …
Letztes Jahr verbreiten die „Spiegel“-Hassprediger mit dem Top-Titel „Mekka Deutschland – die stille Islamisierung“ erneut Angst vor dem „bösen Unbekannten“,
das sich wie ein Krebsgeschwür in die Gesellschaft frisst…
Auf dieses Stichwort komme ich noch mal zurück.
Im Mai 2007 schrieb die „Stuttgarter Zeitung“:
„Magere Ausbeute nach Razzia in Moschee“.
Ausgerechnet während des Freitagsgebetes war ein Aufgebot von 200 Polizisten
in eine Moschee gestürmt - mit ihren Stiefeln über die Gebetsteppiche -
und hatten 255 Moscheebesucher aus der Andacht gerissen, um sie stundenlang zu kontrollieren.
Pro Gläubigem also ein ganz persönlicher Polizist…
Heraus kam, dass einige der Moscheebesucher als Asylbewerber ihren „räumlichen Duldungsbereich“ verlassen hatten, um in der Moschee zu beten!
Wirklich ein mageres Ergebnis!
Man muss sich mal vorstellen, wie 200 Polizisten am Sonntagvormittag
ohne jeden Anlass in eine christliche Kirche stürmen, um die Gläubigen zu kontrollieren.
Ist das wirklich vorstellbar?
Eher nicht. Was müssen sich Muslime hierzulande gefallen lassen?
D a s macht Angst.
Ganz zu schweigen von den hierzulande mit Genuss von der Springer-Presse nachgedruckten
volksverhetzenden dänischen Mohammed-Karikaturen, die den Juden-Karikaturen des „Stürmers“
in der NS-Zeit nicht nachstanden.
Die schwedische Presse hat unter dem Deckmantel der Pressefreiheit
inzwischen nachgezogen und Muhammad (s) als Hund dargestellt.
Es scheint Spaß zu machen, Muslime zu provozieren und zu quälen,
ihren gerechtfertigten Zorn zu genießen...
Das ist pervers!
Wer sind denn nun die Hass-Prediger?
Was ist mit unserer ach so „seriösen Presse“ los?
Der „Welt“, dem „Spiegel“ und anderen?
Wessen Handlanger sind sie?
D a s macht mir als Journalisten Angst.
Dr. Sabine Schiffer, eine Wissenschaftlerin von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg – hat „Die Darstellung des Islams in der Presse“
in ihrer Dissertation gründlich untersucht und ist zu folgendem Schluss gekommen:
„Bei der Darstellung des Islams (in der Presse) handelt es sich um schlimme Diskriminierung
ähnlich der gegen die Juden im 19. und frühen 20. Jahrhundert – und dies nicht nur in Bezug auf die verwendeten Vergleiche.“
Wenn zum Beispiel von einem unsauber vom Islam getrennten „Islamismus“
als einem „Krebsgeschwür“ die Rede sei, („Spiegel“ 25.2.2002)
schreibt Frau Dr. Schiffer, „dann beinhaltet diese Angst machende Bezeichnung
bereits den Ausrottungsgedanken – oder wie würden Sie ein Krebsgeschwür behandeln?“
Die Ausrottung ist im Gange:
· Im bosnischen Srebreniza wurden in der zweiten Juni-Woche 1995
mehr als 8.000 Muslime gezielt hingeschlachtet,
· in Tschetschenien sind tausende von Muslimen von der russischen Militärmacht
niedergewalzt worden,
· Muslime sterben im Irak, in Afghanistan, in Palästina…
D a s macht uns Muslimen Angst.
Die Feindseligkeiten gehen bis hinein in die Unterhaltungsindustrie.
Wir wissen vom 2. Weltkrieg, wie die Propaganda auf beiden Seiten
alle Register gezogen hat:
Schlager, Filme – wenn’s schmalzig oder lustig wird, lassen sich die Absichten viel besser kaschieren als in direkter Propaganda und damit auch erheblich besser transportieren.
Wir erleben derzeit, dass sich Kriegsfilme und Terror-Filme im Fernsehen häufen.
Und die Phantasie der Filmemacher wird immer kranker:
In einer Krimi-Serie bei Vox („The District“) ging es um sudanesische „Bio-Terroristen“,
die sich absichtlich mit Ebola infizierten und so zur „Bio-Bombe“ wurden.
RTL II bringt eine Hass-Serie „Sleeper Cell“ über angebliche islamistische Terrorzellen in USA usw.
Beim Privatsender SAT1 lief die Serie „GSG 9“.
Werbeslogan: “Im Einsatz gegen fanatische Glaubenskämpfer“...
Angst wird geschürt.
Und nach dem Goebbels-Motto: „Propaganda ist ständig zu wiederholen,
bis es auch der letzte Volksgenosse begreift“
kommt es auf Sinn oder Unsinn selbstverständlich nicht an.
Was uns allen - ob Muslim oder Christ oder Atheist –
Angst machen sollte, sind
· Einschränkungen der Bürgerrechte und der Religionsfreiheit
im Zeichen des sogenannten „Krieges gegen den Terror“,
- die Bereitschaft, unter Folter erlangte Erkenntnisse zu verwerten,
- den Krieg wieder als ein Mittel der Politik zu verstehen,
- Rechtsstaatlichkeit nicht mehr als absoluten Wert zu sehen,
- verfassungswidrige und völkerrechtswidrige Aggressionen zu unterstützen,
- Rassismus zu akzeptieren,
wenn er sich gegen Kopftuchträgerinnen oder bärtige Moscheebesucher wendet.
Angst machen sollten uns Versuche wie der von Herrn Beckstein,
dem bisherigen Ministerpräsidenten Bayerns, ein Spitzelsystem wie zu DDR-Stasi-Zeiten aufzubauen nach dem Motto:
„Passt auf, wenn sich einer verändert, sich mit einschlägiger Literatur beschäftigt...“
Uns sollten
· Kriminalität,
· Rauschgift und Alkoholismus Angst machen,
· Kindesmisshandlung und Kinderpornografie,
· Arbeitslosigkeit,
· Rentenunsicherheit,
· Verrohung und Demoralisierung weiter Teile der Jugend,
· Sexualisierung und Aids,
· Ellenbogen-Kapitalismus,
· Sinnleere und Gottesferne
Angst machen.
Auf einer einzigen Seite der Schweriner Volkszeitung (20. Oktober 2007)
standen folgende drei Artikel untereinander:
- „Gefasst! Kanadier missbrauchte hunderte Kinder“
- „Marburg – Kind verhungert“
- „Paris – Babyleichen im Keller“
Kann das denn wahr sein?
Wo sind die Werte?
Man sollte Verbündete suchen, die all diese Probleme angehen –
anstatt auf einer Religionsgemeinschaft herumzureiten!
Der Islam verbietet Alkohol und andere Drogen.
Aber um uns herum trinken sich Kinder ins Koma,
und das widerlichste Rauschfest der Welt,
das Münchener Oktoberfest, geht über die Bühne,
sterben junge Leute mit der Spritze im Arm auf irgendeiner Bahnhofstoilette.
Der Islam gebietet Anstand und Moral.
Aber um uns herum
Ist es für 14jährige Mädchen schon fast peinlich, noch keinen Geschlechtsverkehr gehabt zu haben, und jeder Fernsehsender und jede Werbung nimmt an der Sexualisierung der Gesellschaft teil, so genannte „Seitensprungagenturen“ dürfen öffentlich zur Untreue aufrufen.
Sogar Anti-Aids-Organisationen fördern noch die Verbreitung von Aids,
indem sie anheizende Plakate verbreiten.
Ich habe das bei „Real“ gesehen:
Gemüsestücke, über die Kondome gezogen waren,
dazu die Aufforderung:
„So geht’s Querbeet“.
Das ist Aufforderung zur Unzucht.
Und jeder weiß, dass meistens doch kein Schutz stattfindet.
Auf die Lösung, dass sich die Menschen moralischer verhalten
und ihren Verstand über ihre Triebe stellen sollten -
Darauf kommt keiner.
Stattdessen verteilt man rote Schleifchen und veranstaltet Galas…
„Denn es erfasste sie die Strafe. Darin war wahrlich ein Zeichen.
Doch wollten die meisten von ihnen nicht glauben.“ ( Sure 26:158).
Im Koran heißt es auch:
„Wer Rechtes tut, ob Mann oder Frau, und gläubig ist, jene sollen ins Paradies eingehen und nicht um eine Rille im Dattelkern Unrecht erleiden ... Ihr, die ihr glaubt! Tretet für die Gerechtigkeit ein, wenn ihr vor Gott Zeugnis ablegt, und sei es gegen euch selber oder eure Eltern oder Verwandten. Handele es sich um arm oder reich, Allah steht euch näher als beide. Und überlasst euch nicht der Leidenschaft, damit ihr nicht vom Recht abweicht. Wenn ihr das Recht verdreht oder euch von ihm abkehrt – Allah weiß, was ihr tut.“(Sure 4:124 und 135)
Der Islam hat sogenannte 5 Säulen:
1) Das Glaubensbekenntnis,
2) das Gebet,
3) das Fasten,
4) die Armensteuer,
5) die Pilgerreise nach Mekka.
Und es gibt weitere 8 Pfeiler des Glaubens:
1) Die Unschuld als Start-Chance: Der Mensch kommt „als Muslim“, gemeint ist als unschuldiges Wesen ohne irgendeine „Erbsünde“, zur Welt. Hier kann er ab der Pubertät beweisen, ob er sich selbst für einen schlechten oder einen guten Weg entscheidet, ob er bereit ist, sein Leben nicht ausschließlich für Spaß und Spiel zu verschwenden, sondern um Gutes und Sinnvolles zu tun, ein Leben in Verantwortung für den Mitmenschen zu führen und dabei Gott zu vertrauen und Seiner Güte.
2) Die Eigenverantwortung: Was mich am Islam so fasziniert, ist seine ganz individuelle Ausrichtung. Der Muslim steht unmittelbar vor Gott, es gibt keinerlei Vermittlung zwischen ihm und Allah (t) durch Prediger, Heilige, Päpste, schon gar nicht durch etwaige Söhne oder Töchter Gottes. Ich habe mich für mein Denken und Tun vor Ihm allein zu verantworten. Niemand nimmt mir das ab, und das ist wirklich gut so.
3) Die Gleichheit: Allah (t) hat den Menschen in voller Absicht unterschiedliche Startpositionen gegeben und unterschiedliche Lebenssituationen zugedacht, in denen sie sich zu bewähren haben. Vor Gott sind alle Menschen gleich, sie werden nach ihren Bemühungen bewertet, nicht nach ihrem Reichtum, ihrer Macht, ihrem Geschlecht oder ihrer Rasse. Daraus erwächst eine bemerkenswerte Brüderlichkeit, die jede Ellbogenmentalität ausschließt.
4) Die Menschlichkeit: Gutes tun ist ein zentrales Anliegen des Islam. So heißt es u.a. im Koran: „Barmherzigkeit bist besser, als was ihr zusammenscharrt.“ (Sure 3:157) Mitmenschlichkeit wird groß geschrieben – ob es die Armen betrifft, die Obdachlosen, die Alten, die Waisenkinder, die Gefangenen, die Nachbarn, die Verwandten usw. Den nötigen Halt gibt der Familienverband, und die größte Verehrung gilt der Mutter.
5) Die Alltagsfähigkeit: Der Islam trennt nicht in Alltagsleben und Glauben, trennt nicht Körper und Geist. Er sieht das Leben in seiner Ganzheit. So verbindet er die Glaubensprinzipien mit dem Alltag und verbannt Gott sozusagen nicht ins Hinterstübchen, was der säkulare Staat so gerne möchte. Das ist übrigens ein Grund, weshalb es zwischen Staat und Islam in Europa manchmal Missverständnisse und Misstrauen gibt.
6) Der Verstandesbezug: Immer wieder ist im Koran vom Verstand die Rede, den man gebrauchen sollte, um Gottes Schöpfung zu erkennen, schätzen zu lernen und zu bewahren. Darum schließen sich Glauben an das Ungesehene und Wissenschaft im Islam auch nicht aus. Kein Wunder, dass das christliche Mittelalter ein „dunkles Zeitalter“ genant wird, während zur selben Zeit im islamischen Herrschaftsbereich die Wissenschaften blühten und ein „goldenes Zeitalter“ herrschte.
Muhammad (Friede mit ihm) sagt: „Wissen zu erlangen ist vor Allah noch besser, als für den Islam zu sterben.“
Und der Islam, heißt es im Koran, soll niemanden über Gebühr belasten (65:7), und er soll für die Muslime leicht sein (4:28). Ganz klar heißt es:
„Wir erlegen keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag.“ (23:62)
7) Die Glaubensgewissheit: Was ich im Christentum früher vermisst habe, war diese tief ins Innerste fließende Glaubensgewissheit, die einen erfüllt und ganz sicher macht und die dem Leben Sinn gibt. Wer über das Sichtbare und über den Tod hinausdenkt, hat kein Problem damit, an dem herrschenden Wahnsinn nicht teilzunehmen, den Tanz ums Goldene Kalb nicht mitzumachen.
8) Die Glaubensfreiheit: In der Geschichte des Islam ist es erwiesen, und im Koran steht es klipp und klar an vielen Stellen und kann nicht wegdiskutiert werden: Islam steht für Toleranz und Glaubensfreiheit! Koran-Zitate: „Kein Zwang im Glauben!“ Oder: „Euch euer Glaube und mir mein Glaube!“ (2:256, 109:6 u.v.a.)
Es gab in der Geschichte des Islam keine auf den Glauben oder die Rasse begründeten
Christen- oder Judenverfolgungen, wohl aber gab es Juden- und Muslimenverfolgungen
durch Christen.
Es ist übrigens interessant:
Als ich dies hier aufgeschrieben habe, kannte der Autokorrektor meines Rechners
wohl die Begriffe Judenverfolgung und Christenverfolgung - Muslimenverfolgung wird jedoch rot unterstrichelt, weil es das Wort anscheinend nicht gibt...
Muss man denn vor diesem Islam Angst haben?
Es gibt natürlich auch unter Muslimen Fehlverhalten.
Wir sind alle Menschen.
Einen treffenden Ausspruch habe ich mal von einem Glaubensbruder in Berlin (Muadh) gehört,
als wir über falsches Verhalten von Muslimen gesprochen haben:
“Es gibt den Islam, und es gibt Muslime.”
Der Islam ist aber ein Ideal, das erreichbar ist.
Er belastet niemanden mehr, als er zu leisten vermag.
Darin liegt die Prüfung für die Menschen, denn sie haben keine Entschuldigung
für zu hochgesteckte Ziele.
Dennoch weichen manche Muslime, vom guten Weg ab.
Deshalb hat folgender Koran-Vers nicht nur mit PR-Werbung nach außen,
sondern auch viel mit Ermahnung nach innen zu tun:
„Lade ein zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung
und streite mit ihnen auf die beste Art. Dein Herr weiß am besten,
wer von Seinem Wege abgewichen ist, und Er kennt am besten jene,
die rechtgeleitet sind.“(Sure 16:125)
Der Dialog mit dem Staat gestaltet sich problematisch, weil das Interesse der Regierung darin liegt, nicht Bereicherung oder gar Veränderung des Ganzen durch Beifügung eines neuen Teils zu erlauben, sondern Integration bzw. Assimilation des angeblich Fremden zu erreichen.
Da geht Reglementierung vor Gespräch.
Die Deutsche Islam-Konferenz (DIK) ist kein Gegenbeispiel, sondern eine Bestätigung für diese Annahme. Denn die DIK ist zusammengesetzt aus
- 15 staatlichen Teilnehmern,
- 10 Einzelpersonen mit „liberalem, säkularen Hintergrund“
- und 5 Vertretern von muslimischen Dachverbänden, darunter auch die Aleviten, die sich selbst gar nicht als Muslime sehen.
Die Vorgaben Innenminister Schäubles für diese merkwürdige Veranstaltung
laufen auf Disziplinierung hinaus und nicht auf Dialog.
Eine Farce.
Dazu passt, dass der neue Koordinierungsrat der Muslime, der rund 85% der Moscheevereine repräsentiert, nicht anerkannt wird.
Er vertrete nicht die Mehrheit der Muslime insgesamt, meint Innenminister Schäuble.
Aber vertritt die Kirche wirklich alle christlich Getauften?
Vertritt die Gewerkschaft alle arbeitenden Menschen?
Vertreten die Parteien große Mehrheiten?
Repräsentiert eine Regierung, die – sagen wir mal –bei 70% Wahlbeteiligung 50 % der Stimmen hat, mit ihren real 35% Volksunterstützung tatsächlich das Volk?
Dem Islam gegenüber ist Kleinhalten angesagt, nicht ehrliche Kommunikation auf gleicher Augenhöhe.
Das Islam-Archiv in Soest hat ermittelt, dass es in Deutschland rund 3,2 Millionen Muslime gibt,
davon haben fast eine Million einen deutschen Pass.
„Deutschstämmig“ sind ca. 15.000 Muslime.
Die Zahlen stammen von 2005. Innerhalb von 5 Jahren hat sich die Zahl
um rund 200.000 erhöht.
Die Zahl der deutschen Konvertiten, die also zum Islam übergetreten sind,
belief sich 2004/2005 auf 4.000 – das sind viermal so viel wie in dem entsprechenden Zeitraum zuvor.
Die Prognose für 2030 geht von 7 Millionen Muslimen aus, das wären dann etwa 10% der Bevölkerung. Heute beträgt der Anteil gut 4%.
Dahinter stehen Menschen. Nicht erst jetzt gibt es deutsche Muslime.
Früher schon bekannten sich Deutsche zum Islam, wie zum Beispiel ehemalige deutsche Botschafter Dr. Wilfried Murad Hofmann, der die Koran-Übersetzung von Max Henning
überarbeitete und kommentierte sowie zahlreiche Bücher über den Islam schrieb.
Berühmte Männer aus dem deutschen und ausländischen Geistesleben
äußerten sich positiv zum Islam.
Kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe sagte:
„Närrisch, dass jeder in seinem Falle seine eigene Meinung preist!
Wenn Islam Gott ergeben heißt, im Islam leben und sterben wir alle.“ (Buch der Sprüche)
Goethe, der große Dichterfürst, hat diesen Gedanken nicht erfunden,
sondern sicherlich nachgelesen.
Es ist ein Ausspruch von Muhammad (s), der laut Überlieferung sagte:
„In Deinem Namen, o Allah, sterbe ich und lebe ich.“ (Buchari, Muslim)
Im Koran heißt es:
„Mein Leben und mein Tod gehören Allah, dem Herrn der Welten.“ (Sure 6:162)
Und der deutsche Dichter Rainer Maria Rilke schrieb 1912 an eine Freundin:
„Ich lese den Koran, er nimmt mir, stellenweise, eine Stimme an,
in der ich so mit aller Kraft drinnen bin wie der Wind in der Orgel... Mohammed – wie ein Fluss durch ein Urgebirg bricht er sich durch zu dem einen Gott, mit dem sich so großartig reden lässt.“
Schließlich noch George Bernhard Shaw 1936:
„Ich habe die Religion des Muhammad wegen ihrer wunderbaren Lebenskraft
immer sehr hochgeschätzt.
Sie ist meiner Meinung nach die einzige Religion, die die Wandlungsfähigkeit besitzt,
sich den veränderten Phasen der Existenz anzupassen
und jedes Zeitalter anzusprechen ...
Ich habe voraus gesagt, dass der Glaube des Muhammad
für das Europa von morgen annehmbar wäre,
und schon beginnt er für das Europa von heute
annehmbar zu werden.“ („Der wahre Islam“, Singapur 1936)
Aus dem Sport nenne ich Muhammad Ali, alias Cassius Clay,
aus dem Show-Geschäft Yussuf Islam, alias Cat Stevens,
und kürzlich ist ein Muslim, der Arzt Sheikh Muszaphar Shukor aus Malaysia,
von der Raumstation ISS zur Erde zurückgekehrt.
Heute wird oft argumentiert, dass der Islam nicht in die europäische Kulturtradition passt.
Nun, er kommt erstens aus derselben Gegend wie Christentum und Judentum,
und zweitens frage ich mich, wie hoch wir diese europäische Kulturtradition eigentlich halten
mit Einheits-Jeanslook, McDonalds-Fastfood und all den Amerikanismen, die unsere Sprache verhunzen.
Ich frage mich, was „deutsche Leitkultur“ ist.
Vielleicht das Massenbesäufnis auf dem Münchener Oktoberfest?
Darauf können wir aber stolz sein…!
Abgesehen davon frage ich mich weiterhin, wie die gemeinsame europäische Kulturtradition von Lappland, Sizilien, Bayern, Berlin und Moldawien aussieht...
Wenn man mal ganz davon absieht, dass Europa über das muslimische Spanien
im frühen Mittelalter die Grundlagen seines Wissens und seiner Entwicklung erhalten hat
und dass es muslimische Länder in Europa längst gibt, nämlich auf dem Balkan.
Gehören die denn nicht dazu?
Europas Identität ist seine Vielgestaltigkeit. Und dazu passt islamisches Leben wunderbar.
Als ich einen ähnlichen Vortrag in Greifswald gehalten habe, stand eine Frau bei der Diskussion auf und meinte, der Vortrag habe ihr die Angst vor dem Terrorismus nicht genommen.
Auch ich habe immer noch Angst vor dem Terrorismus.
Vor dem Terrorismus irregeleiteter Fanatiker ebenso wie vor dem Terrorismus kalt berechnender Politiker.
Der Islam ist mit keinem Terrorismus vereinbar.
Allah (t) nimmt uns aber die Angst, indem Er im Koran sagt:
„Siehe, die da glauben, auch die Juden und die Christen…
Wer immer an Allah glaubt und an den Jüngsten Tag
und das Rechte tut, die haben ihren Lohn bei ihrem Herrn.
Keine Furcht kommt über sie, und sie werden nicht traurig sein.“(Sure 2:62)
Unlängst habe ich mit drei Schulklassen einer Gesamtschule in Mecklenburg
im evangelischen Religionsunterricht über den Islam diskutiert.
Zum Schluss fasste der Religionslehrer zusammen:
„Ich habe – im Gegensatz zur weit verbreiteten öffentlichen Meinung –
den Eindruck gewonnen, dass der Islam eine friedliche und freiheitliche Religion ist.“
Das lasse ich einfach mal so stehen.
Ich bin Muslim, weil ich diese Religion als eine lebensbejahende erkannt habe,
die mich Gott sehr nahe bringt und mir moralische Werte vermittelt,
die mich mein Leben voller Zuversicht sinnvoll gestalten lassen.
Aber ich will nicht mit eigenen Worten schließen,
sondern mit einer Stelle aus dem Koran, die uns alle ermutigen kann:
Allah (t) sagt in Sure 20:132:
„Wir fordern nicht von dir, dass du Uns versorgst, sondern Wir versorgen dich. Und die Zukunft gehört den Gottesbewussten.“